With "Der Gasbehälter als Bautypus" Barbara Berger presented a standard work on the subject that will serve as a reference for many years. The 624-page dissertation was written at the TUM Chairs of Building History, Building Archaeology and Conservation (Prof. Schuller) and Structural Design (Prof. Barthel) and was published this September at TUM.University Press.
In five years of research work in Germany, Italy and England, Barbara Berger has investigated the history, industrial significance and structural design of the gasometer down to its individual components. In July 2019, she was honored with a "Special Mention in the Field of Industrial Heritage" by the International Committee for the History of Technology (ICOHTEC) as part of the Turriano Book Prizes:
„Barbara Berger’s Der Gasbehälter als Bautypus is a delight for anyone interested in industrial heritage. It is thoroughly researched, based on many archival documents and published sources, and well-structured. […] The book is wonderfully illustrated, both with period pictures and sketches and technical drawing by the author. It brings together previously unknown content and will serve as a reference for many years to come.” (2019 Turriano ICOHTEC Prize, Laudatio, Katowice, July 2019)
We congratulate our author and wish her continued success in researching and publishing!
Barbara Berger's book is available in bookshops and online.
4 questions for Barbara Berger
(Interview in German)
Frau Berger, nach sechs Jahren Arbeit liegt Ihre Dissertation nun als gebundenes Buch vor Ihnen. Wie fühlt sich das an?
Unfassbar, ich muss es immer wieder in die Hand nehmen, um es überhaupt zu realisieren und denke mir "Genau so ein Gasbehälter-Buch hätte ich mir als Grundlage für die Diplomarbeit 2008/09 gewünscht!"; diese hatte die venezianischen Gasbehälter zum Thema und brachte unzählige ungeklärte Fragen mit sich. Leider fand ich dieses Buch nie, so machte ich mich 2013 auf die Suche nach den Ursprüngen der Gasbehälter, die mich schließlich über Venedig nach London – dem Geburtsort der Gasbehälter und Stadtbeleuchtung mit Gas – führten.
Die Bewältigung dieses weiten Forschungsfeldes war für mich wie eine Bergbesteigung, bei der man den Weg nicht kennt... Die immerwährende Neugierde und Faszination für dieses besondere Bauwerk verließ mich nie und so forschte ich weiter und weiter, bis die Gasbehälter keine bauhistorischen Geheimnisse mehr vor mir hatten. Es ist mir ein großes Anliegen, die Funktion, die Bedeutung und die Geschichte des Gasbehälters zu verbreiten, damit er von der heutigen Gesellschaft nicht mehr verkannt, sondern vielmehr als solcher erkannt wird. Auf dieser Mission wird mir hoffentlich das Buch von Hilfe sein, mehr Gasbehälter-Anhänger zu gewinnen!
Wie sind Sie eigentlich zum Thema Gasbehälter gekommen? Was fasziniert Sie so an diesen Bauwerken?
Im Rahmen des ERASMUS-Austauschprogrammes studierte ich 2006/07 an der Universität IUAV in Venedig und wie es der Zufall wollte, lebte ich für ein halbes Jahr quasi direkt neben den Gasbehältern. So fuhr ich allmorgendlich mit dem Vaporetto (dt.: Dampfschiffchen – heute: Wasserbus) daran vorbei und fragte mich, was diese sonderbaren Eisengerüste denn eigentlich sein sollten – inmitten einer so prachtvollen Palazzi-Landschaft... Die Neugierde war geweckt, ich fragte an Bord nach und man antwortete mir "Xe un gasometro..." und der Grundstein für die Diplomarbeit war gelegt – das Ergebnis war ein Entwurf zur Umnutzung der Gasbehälter. Was mich besonders an diesem Bauwerk fasziniert ist, dass es seine Gestalt und Form durch seine Funktion erlangt – frei nach Sullivan's "form follows function". Die damaligen Gasingenieure waren wahre Pioniere auf diesem Gebiet. Mit steigender Nachfrage nahm die Dimension, wie auch die Ausführungsvielfalt der Gasbehälter stark zu und zeigte eine spannende Entwicklungskette auf, sodass der Gasbehälter schließlich den Status eines imposanten Landmarks erlangt hatte.
Neben der Baukonstruktions- und Technikgeschichte fand ich die Nebenschauplätze auch äußerst spannend: Wie die Gasherstellung auf einem Gaswerk ablief, wie die Bevölkerung auf diese neue Beleuchtungstechnik reagierte oder die Straßenzüge mit prächtig artikulierten Gaslampen gesäumt wurden. Diese Themen führten zu Schnittstellen und somit auch zum Austausch mit anderen Disziplinen – wie Historikern, Anthropologen, Anlagentechnikern, Maschinenbau- und Bauingenieuren sowie Künstlern – was für mich eine absolute Bereicherung darstellte und mich „meine Gasbehälter“ mal ganz anders betrachten ließ.
Sie haben umfangreiche Recherche in Deutschland, England und Italien betrieben. Was ist denn das kurioseste Erlebnis, das Sie in diesem Zusammenhang auf Ihrer langen „Forschungsreise“ hatten?
Über meine Forschungsabenteuer könnte ich tatsächlich auch ein Buch schreiben! Allein das Aufsuchen der noch bestehenden Gasbehälter war meist sehr aufregend, zumal sich einige schon ziemlich in der Peripherie der jeweiligen Städte befanden und mein gespitzter Bleistift griffbereit in der Jackentasche oft vom Skizzier- zum potenziellen Verteidigungsutensil wurde – aber dann doch nie zum Einsatz kam ;). So war mein kuriosestes und zugleich mutigstes Erlebnis wohl in Treviso, als ich vor dem alten Tor der Officina del Gas (Gaswerk) stand, das direkt an die historische Stadtmauer angebaut wurde. Wie der Zufall es so wollte, stand es einen Spalt breit offen (!!) und ich musste nicht wie üblich zehn Ämter durchlaufen, um Eintritt zu erhalten. Einfach so reinspazieren? Das Gaswerk sah recht verwildert aus, die Natur hatte sich den Ort schon wieder zurückerobert und es gab auch Spuren von Vandalismus und inoffiziellen Bewohnern... Ich rang mit mir und meiner deutschen Korrektheit (ich sah mich schon bei der Polizia sitzen wegen unerlaubten Eintritts...) und meinem Sicherheitsbedürfnis, und wählte kurzum den Telefonjoker – mein langjähriger Mentor Christian Kayser meinte dann auch etwas amüsiert „(...) da wird dich wohl kein Massenmörder erwarten (...)“. So umgriff ich beherzt den gespitzten Bleistift und ging rein... und hinter dem Dickicht entdeckte ich dann die Reste des vermuteten Gasbehälters, dem ich dann zu Leibe rückte bis mich ein Rascheln aus dem mannhohen Dickicht erstarren ließ... Mit klopfendem Herzen, halbfertigen Skizzen und nur wenigen Fotos trat ich vorsichtig meinen Rückzug an... Erst als ich die Katze – und nicht etwa einen zürnenden Wächter des altehrwürdigen Gasbehälters – erblickte, wich meine Angst einem Schmunzeln über mich selbst – dennoch fühlte ich mich wie in einem Edgar Wallace Krimi...
Und was kommt jetzt? Haben Sie schon neue Pläne was Ihre Forschung angeht?
Neben der Publikation in Buchform ist gerade noch eine Ausstellung in Vorbereitung. So wäre es möglich, mit einer Auswahl von historischen und aktuellen Fotos sowie Plänen und Modellen ein noch breiteres Publikum zu erreichen und das Geheimnis der Gasbehälter zu verbreiten. Ein neues Forschungsobjekt wurde auch schon auserkoren: Ich bleibe der Linie der technischen Bauwerke treu und werde mich einem weiteren Industrie-Landmark widmen – nämlich dem Wasserturm!